Redebeitrag zur Kundgebung “Keine Klagemauer – Gegen jeden Antisemitismus” vom 25. Mai 2020

Wenn wir heute gegen die versuchte Wiederbelebung der antisemitischen Installation „Klagemauer“ durch die Corona-Querfrontgruppe „Widerstand Köln“ protestieren, meinen wir nicht nur diese besonders radikale Formation der Esoterikerin und Reichsbürgerin Johanne Liesegang.

Antisemitismus und antisemitische Verschwörungsmythen gehören zum alltäglichen Bild des sogenannten „Corona-Protests“. Erst letzten Samstag posierte auf der Deutzer Werft ein Mann in einem Häftlingskostüm mit einem Schild „ Maske macht frei“ , einer deutlichen Anspielung an die Inschrift „Arbeit macht frei“ des Vernichtungslagers Auschwitz.

Impfgegner*innen und angebliche Verteidiger*innen der Grundrechte relativieren regelmässig den Holocaust, indem sie beispielsweise Aufkleber mit einem Judenstern und der Aufschrift „Impfgegner“ tragen oder entsprechende Bilder als Profilfoto in den sozialen Medien benutzen. Aufkleber, T-Shirts etc mit diesem Motiv werden unter anderem von dem ehemaligen Kader der rechtsterroristischen Formation „Blood and Honour“ Liebig vertrieben.

Auch in einem Redebeitrag auf der Deutzer Werft wurde, von den Anwesenden unwidersprochen die aktuelle politische Situation mit dem industriellen Massenmord an den europäischen Juden und dem Völkermord an den Indigenen Amerikas gleichgesetzt.

Die Relativierung des Holocaust durch die Selbstinszenierung als Opfer bzw den relativierenden historischen Vergleich ist ein klassisches Stilmittel des Antisemitismus. Die Singularität des industriellen Massenmords an den europäischen Juden wird damit aufgehoben, der Holocaust schrumpft zu einem Ereignis unter vielen. Zudem wird mit diesen Vergleichen das Andenken an die Millionen Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik  verhöhnt.

Die Gruppe um Johanne Liesegang ist auch in dieser Hinsicht ein besonders hervorstechendes Beispiel. In der neugegründeten Facebookgruppe erscheint als eines der Gründungsmitglieder der verurteilte Holocaustleugner Reza Begi. Begi gehörte schon zu Walter Hermanns Zeiten zum aktiven Umfeld der „Klagemauer“ und fiel in der letzten Zeit vor allem durch wiederholte öffentliche Holocaustleugnung auf. Ein Verfahren in Köln ist noch anhängig.

Liesegang selbst distanziert sich zwar verbal von den durch Waffenfunde und Gewalttaten aufgefallenen Reichsbürgern, teilt jedoch offensichtlich ihre Ideologie und war die Kölner Kontaktadresse einer Reichsbürgerformation.

Auf ihrem Profil teilt sie antisemitische Verschwörungsmythen wie die Behauptung, Adolf Hitler sei ein Abkömmling der jüdischen Familie Rothschild, die Juden seien also für ihre Vernichtung selbst verantwortlich.

Was da im Hippielook daherkommt ist also letztendlich nichts anderes als klassische Ideologie der extremen Rechten und vor allem aggressivster Antisemitismus.

Deshalb rufen wir dazu auf, die Entstehung eines neuen antisemitischen Hotspots in Köln zu verhindern!

Keine Klagemauer! Gegen jeden Antisemitismus!