Der Bundesverband  Lebensrecht e.V. (BVL) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation rechter fundamentalistischer Organisationen, welche allesamt FLINTA* ein freies, weil selbstbestimmtes, Leben absprechen.
Der wiedergewählte Bundesvorstand vom Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaft mit Emanuel Prinz zu Salm-Salm (“Stiftung Ja zum Leben”)

Eine dieser Organisationen ist die “Stiftung Ja zum Leben” mit Sitz in 59872 Meschede, deren Vorstand bilden Marie Elisabeth Hohenberg Gräfin von Westphalen, ihr Mann Dr. Nikolaus Hohenberg sowie Dr. Emanuel Prinz zu Salm-Salm. Salm-Salm ist zudem Präsident vom katholischen “Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaft” (kurz BHDS) mit Sitz in Köln und Geschäftsstelle in Leverkusen. Der BHDS ist Teil der römisch-katholischen Kirche und zeigt sich als Dachorganisation für Schützenbruderschaften u.a. aus dem Erzbistum Köln zuständig. Er (einschließlich aller Schützenbruderschaften) versteht sich historisch als Bürgerwehr der römisch-katholischen Kirche und wirbt mit markigen Sprüchen wie “Tradition und Brauchtum – Mit schwerem Geschütz” und ihrer Losung “Für Glaube, Sitte und Heimat!”. 
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat dem “Marsch für das Leben” in Berlin und Köln ein Grußwort schriftlich übermittelt. Doch in welcher Verbindung steht der umstrittene Kardinal zu den Organisator_innen eigentlich?
Der Stadtdechant von Köln, Priester Robert Kleine, zum Beispiel ist gleichzeitig der Bundespräses im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaft und somit das geistliche Oberhaupt des BHDS. In seiner Funktion als Stadtdechant ist er der erste Ansprechpartner der Kirche für die Stadt Köln und anderer gesellschaftlicher Vertreter. Außerdem sorgt er für den Interessensausgleich zwischen den Gemeinden und dem Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki
Eine weitere Verbindung aus der rechten fundamentalistischen Lebensschutz-Szene zu Kardinal Rainer Maria Woelki besteht zu dem Mediziner Prof. em. Christoph von Ritter (Mitglied des Stiftungsrates “Stiftung Ja zum Leben”, Berater des päpstlichen Gesundheitsrates) und dem Lehrstuhlinhaber am Institut für Kirchenrecht der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn Prof. Dr. Christian Hillgruber. Sowohl Hillgruber als auch von Ritter haben mit Woelki Bücher geschrieben zum Thema Sterbebegleitung und Sterbehilfe. Hillgruber hat zudem mit Prof. Dr. Klaus Ferdinand Gärditz mehrere Bücher geschrieben, darunter “Die Würde des Embryos: Ethische und rechtliche Probleme der Präimplantationsdiagnostik und der embryonalen Stammzellenforschung”. Gärditz ist Lehrstuhlinhaber des Instituts für Öffentliches Recht an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn. Hillgruber und Gärditz leiten die im Dachverband der BVL organisierten “Juristen-Vereinigung Lebensrecht e.V.” aus Köln. Hillgruber ist und Gärditz war Stellvertretendes Mitglied am Verfassungsgerichtshof für das Land Nordrhein-Westfalen. 
Das antifeministische Autorenquartett: Christoph von Ritter, Rainer Maria Woelki, Christian Hillgruber und Klaus F. Gärditz
Gärditz gibt sich trotz seiner Unterstützung antiemanzipatorischer und antifeministischer Ideologien als liberaler Demokrat. So fordert er laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Onlineausgabe) ein Verbot der “Alternative für Deutschland” (AfD) in bestimmten Bundesländern. Offensichtlich erkennt Gärditz in seinem Engagement in Verbänden und Zusammenhängen, die deren rechtsextreme Ideologien hervorbringen und AfD-Politiker_innen in ihrem Kreise integrieren, keinen Widerspruch. 

Zwischen Opus Dei und TFP: Der kurze Weg von der CDU in faschistisch-monarchistische konterrevolutionäre Strukturen

Von Brühl gibt in Köln am 16. September einen Workshop im Rahmen des “Pro-Life Get together”


Die “Aktion Lebensrecht für Alle e.V.” (ALfA) ist ebenfalls im Dachverband BVL organisiert. ALfA verfügt über Regionalvertretungen in Köln (zur Zeit nicht besetzt), Düsseldorf (Leitung durch Andreas Gorgs) und Bonn (Leitung Erich Lux). Die Jugendorganisation von ALfA “Jugend für das Leben in Deutschland” organisiert am Samstag 16. September 2023 um 10 Uhr in Köln mit Ludwig Graf von Brühl als Referent ein Stammtischparolentraining. Von Brühl ist Pressesprecher und Kommunikationsreferent der “Alliance Defending Freedom International” (ADF) mit Hauptsitz in Wien und Autor bei The European Conservative. Die ADF, unter dem Vorwand eine Menschensrechtsorganisation zu sein, sehen ihre reaktionären traditionell christlichen Familien- und Geschlechterbilder ständig von der Gesellschaft “attackiert” und bekämpfen den gesellschaftlichen Minimalkonsens einer emanzipatorischen Demokratie und in diesem Sinne auch die Selbstbestimmung von FLINTA*. Diesem reaktionären und misogynen Programm öffnet die Katholische Studentenverbindung K.D.St.V. Rappoltstein die Pforten.  Es ist nicht das erste Mal, dass in den geschützten Räumen der Burschenschaft gegen Gleichberechtigung gehetzt wird. Eine weitere Veranstaltung der “Seelsorge für das Leben” findet im Stadthotel am Römertum statt.

“Rappoltstein – Katholisch, männlich, farbtragend, nichtschlagend” lautet die Losung der Kölner Burschenschaft. Sie veranstaltet im Rahmen des “Pro Life Get togethers” die misogyne Veranstaltung für “Jugend für das Leben” mit Von Brühl.

ALfA-Mitglied Dr. Susanne Lux aus Kasbach-Ohlenberg (Rheinland-Pfalz, Kreis Neuwied) ist die Europabeauftragte der CDU-Organisation “Christdemokraten für das Leben e.V.” (CDL), Vorstand des BVL und Mitglied von “pro mundis” (ebenfalls organisiert im Dachverband BVL).

Die Stellvertretende Vorsitzende der CDL Bund ist  Odila Carbanje (Landesvorsitzende CDL NRW).
Paul Ziemiak (Generalsekretär CDU NRW), Odila Carbanje (Landesvorsitzende CDL), Cordula Mohr ( Vorsitzende des Regionalverbands Neumünsterland ALfA) und Jens Spahn (CDU MdB, ehem. Gesundheitsminister)

 Für die CDL des Bezirks Köln ist Gertrud Geißelbrecht (CDU Köln) als Kreisvorsitzende verantwortlich.

Gertrud Geißelbrecht (CDU Köln) bei einer Videokonferenz der CDU Ehrenfeld.
Der sich selbst als “Menschenrechts-Fundamentalist” bezeichnende Hubert Hüppe (CDU, MdB) sitzt im Vorstand der Bundes-CDL. Hüppe gibt Interviews für die konservativ-katholische und rechts-populistische Zeitung “Die Tagespost“. CDU-Mitglied Birgit Kelle publiziert u. a. in “Die Tagespost”, “Junge Freiheit”, “Kopp Verlag-Online”. “Die Tagespost” wird Opus Dei zugerechnet. Mehrere führende Mitarbeitende der Zeitung sind bekannte Mitglieder der als “faschistoid-katholische Geheimorganisation mit sektenähnlichen Zügen” bezeichneten Organisation. Priester des Opus Dei betreuen die Kölner Kirche St. Pantaleon in der Kölner Südstadt.
Hubert Hüppe (CDU) gibt sich als radikaler Kämpfer gegenüber dem Opus Dei-Kampfblatt “Die Tagespost”
Gemeinsam mit ihrem Mann Klaus Kelle (Mitglied in CDU und Werteunion) ist Birgit Kelle federführende Organisatorin des sogenannten “Aktionsbündnisses Demo für alle“. Dieses bedient laut ‘Diskursatlas Antifeminismus’  antifeministische Narrative wie ‘Frühsexualisierung’, ‘Natürliche Geschlechterordnung’ und ‘Umerziehung’ und versucht damit Diskurse zu verschieben.  Kelle war bereits in Köln bei der Katholischen Burschenschaft Rappoltstein zu Gast, um ihre Hetze gegen Gleichberechtigung zu verbreiten.
CDU-Rechtsaußen Birgit Kelle bei “Junge Freiheit TV”
Bündnispartnerin der “Demo für alle” ist wiederum die von Mathias von Gersdorff geleitete “Aktion Kinder in Gefahr” von der “Deutschen Vereinigung für eine christliche Kultur” (DVCK). Von Gersdorff ist ebenfalls ein extrem rechter Publizist und Gründer der “Vereinigungen zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum” (TFP).
Mathias von Gersdorff (Tradition Familie Privateigentum) auf der sog. “Demo für alle”
Das internationale TFP-Netzwerk sieht sich als Vorkämpfer für eine katholische “Konterrevolution” und bekämpft die Aufklärung und Emanzipation. Beatrix von Storch (AfD) ist laut Soziologe Andreas Kemper Teil der TFP. Kemper: “Nach Neil Datta ist das TFP-Netzwerk zwischen 2009 und 2018 mit über 103 Millionen US-Dollar der zweitgrößte Geldgeber in Europa gegen progressive Genderpolitik gewesen. Man sollte diese Organisation also ernst nehmen, auch wenn dies hinsichtlich ihrer Agenda schwerfallen mag.” Die TFP stellen u.a. in Aachen eine studentische Organisation mit dem Namen “TFP Student Aktion Europe“, von denen Aktionen im Köln-Aachener-Raum ausgehen. Mindestens ein Alter Herr der Katholischen Burschenschaft Rappoltstein trat unter dem Banner der TFP bei Aktionen in Aachen in Erscheinung.
Arm hoch! Die “TFP Student Aktion” aus Aachen bei einer Kundgebung in Aachen. Ganz rechts ein Alter Herr der Kölner katholischen Burschenschaft Rappoltstein.

Auf der Demonstration “Marsch für das Leben” waren mehrere Mitglieder der “TFP Student Action” mit einem Banner vor Ort. Auf der Demonstration wurden sie mit Mitgliedern der neonazistischen “Revolte Rheinland”, darunter  gesehen.

Videoquelle: Lina Dahm.