Seit 2020 demonstriert die rechtsextreme Sammelbewegung “Köln ist aktiv” [Unsere Recherche] und hat dabei wesentliche Unterstützung aus der rechtsoffenen Querfront der Kölner Friedensbewegung erhalten [Unsere Recherche]. Eine hohe Demonstrationsfrequenz ist nicht ohne Treffpunkte möglich, um sich zu organisieren und Absprachen zu treffen. Wir stellen ein paar Orte vor: Eine Pizzeria, ein Veranstaltungsort und eine Obstbaumwiese.
Anschlagbereite Reichsbürger im Kölner Hinterhofsalon, Aachener Straße
Zum Abendprogramm lässt sich das Querdenker_innenumfeld von Anja Reuther einladen. Die Kölnerin ist Vorstandsvorsitzende der Stiftung Überseehilfswerk und verantwortet in ihrer Funktion ein Stiftungskapital von knapp 3 Millionen Euro. Auf der Stiftungswebsite sind der letzte Abschlussbericht 2017 veröffentlicht und Projektbeispiele bis 2020 vorgestellt worden.[1] Was die Stiftung seither mit dem Kapital gemacht hat liegt nicht auf der Hand. Auf der Hand liegt jedoch, dass Reuther nicht bei gemeinnütziger Stiftungsarbeit stehen bleibt.
Der von Anja Reuther geführte “Hinterhofsalon” versteht sich als “Kultursalon im Herzen von Köln”. In der Aachener Str. 68 in 50574 Köln hat sich seit 2020 als ein zentraler Veranstaltungsort u. a. für verschwörungsideologische Veranstaltungen etabliert. Das Programm reicht von Auftritten der “Rapbellions” bis”Björn Banane” und die 190 Quadratmeter umfassende Veranstaltungsfläche dient auch als Drehort für verschwörungsideologische Diskussionsrunden.
Ein paar Beispiele:
Der bundesweit bekannte Kölner “Anwälte für Aufklärung”-Aktivist Dirk Sattelmaier nutzte die Räume gemeinsam mit Mitgliedern der anschlagsbereiten Reichsbürger_innen-Szene. So fand der “FMP-Talk” zum Thema „Perspektive“ (Polizeigewalt und Diktatur?)” am 31. Januar 2021 dort statt. Für die Moderation zeigte sich Andreas “Andy” Frank verantwortlich.[2] Dirk Sattelmaier diskutierte mit Bert Bohla aus Wuppertal, Artur Helios (Reichsbürger von Querdenken) aus Hamm sowie Michael Fritsch (suspendierter und unter Terrorverdacht stehender Polizist und Reichsbürger) aus Alfeld an der Leine.[3] Sattelmaier bewarb viele ideologische Gesprächsrunden im Hinterhofsalon über seinen Telegramkanal.
Am 17. Juni 2022 trat das identitäre und extrem rechte Deutschrap-Kollektiv „Rapbellions“ im Hinterhofsalon auf, deren Stück “Ich mach da nicht mit” als Hymne der Querdenken-Bewegung gilt. Ihr Markenkern sind antisemitische Verschwörungsideologien, Holocaustrelativierung und die Verherrlichung von militanter Gewalt zum Beispiel gegen Impfeinrichtungen. Offiziell angekündigt wurden in Köln die Rapper „Goethe“, „Holy Smokez“ und „Lapaz“. Den Rapbellions gehören auch Xavier Naidoo und SchwrzVyce (Song „Rechtsextrem“) an. Die Gruppenmitglieder “inszenieren sich als Verkünder der Wahrheit,” schreibt Andreas Speit für die taz über die Rapbellions, denen enge Kontakte zu anderen extremen Rechten nachgewiesen werden können. Ein Mitglied der Rapbellions ist Teil der “N(euer) D(eutscher) S(tandard”)-Crew, Kontakte werden unter anderem zum NS-Rapper Christoph „Chris Ares“ Zloch (Identitäre Bewegung, Bündnis deutscher Patrioten)[4] und Hannes Ostendorf (Kategorie C) gepflegt.
Am 18. März 2023 trat der als “Björn Banane” bekannte Musiker Björn Winter auf.[5] In dessen Video zum Song “Schluss mit dem Lockdown” singt der Kölner Querdenken211-Leiter Nana Domena neben Bodo Schiffmann und “Anwalt für Aufklärung” Ralf Ludwig mit. Das Konzert feierten neben der Inhaberin auch Gordon Pankalla, Philipp Schurr und weitere bekannte Gesichter aus der Kölner Querdenkenszene.
Pizza Essen mit Antisemiten? Grande Milano auf dem Heumarkt:
In der vom Inhaber Hind K. geführten Pizzeria „Grande Milano“ auf dem Heumarkt 48 in der Kölner Innenstadt trifft sich regelmäßig Sonntags ab 15 Uhr “Köln ist aktiv”-Orgakreis um Bianca Paffenholz.
Verschwörungsideologie-Treffen dank Grünflächenamt der Stadt Köln
Der Verein Nabis e. V. hat seine Büroanschrift in der Mannsfelderstr. 17, 50968 Köln und im Kölner Stadtgebiet u. a. zwei Streuobstbaumgärten gepachtet.[6] Ein Streuobstgarten wird vom Verein mit 70 Obstbäumen angegeben und befindet sich an der Uferstraße in 50996 Köln-Rodenkirchen. Das Gelände wurde dem Verein vom Grünflächenamt der Stadt Köln zur Nutzung überlassen. Einen weitere Streuobstwiese befindet sich unter der Anschrift Am Weisser Bogen in 50999 Köln Neu-Weiss. Mehrere dutzend Obstbäume wurden Nabis e. V. von der RheinEnergie AG überlassen. Erster Vorsitzender von Nabis ist der rechte Esoteriker, Sektierer und Pseudo-Feministen Ottmar Lattorf (Unsere Recherche).
Die vom Grünflächenamt der Stadt Köln verpachtete Wiese in Rodenkirchen wird von Nabis als Treffort “zum Staunen, zum Arbeiten, zur Diskussion aktueller Themen und zum Lesen” genutzt: “Jeden Donnerstag ab 16.00 Uhr.” Dort fanden nachweislich die ersten Orgatreffen von der heute als “Köln ist aktiv” bekannten rechtsextremen Sammelbewegung um Bianca Paffenholz und Ottmar Lattorf statt.
Bürgerzentrum Alte Feuerwache
Auch die Funktion der bekannten linken Institution “Alte Feuerwache” möchten wir an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen und die lesenswerte Recherche zu diesem Rückzugs- und Veranstaltungsort des linken Antisemitismus verweisen: Recherche des Bündnis gegen Antisemitismus.
Quellen:
[1] Vgl. https://www.ueberseehilfswerk.com/index.php/stiftung/gefoerderte-projekte (zuletzter dokumentierter Besuch am 20. März 2023)
[2] Andreas Frank nennt sich auch “FrontWolf_2020” und ist häufiger in Köln mit seinem Equipment vor Ort gewesen.
[3] Der Fall Michael Fritsch wurde ausführlich vom Norddeutschen Rundfunk vorgestellt (Online abrufbar unter https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Fall-Fritsch-Reichsbuergerverdacht-bei-der-Polizei-Hannover,reichsbuerger366.html)
[4] Zloch gehört zum Umfeld des vom Verfassungsschutz beobachteten Düsseldorf-Leverkusener identitären “Publicatio e.V.”
[5] “Schwurblerpop: Hitparade der „Querdenken“-Blase” von Nicholas Potter am 30. August 2021, Belltower News (Online abrufbar unter https://www.belltower.news/schwurblerpop-hitparade-der-querdenken-blase-120441/). Zur Person Björn “Banane” Winter ein Faktencheck vom Volksverpetzer-Blog: https://www.volksverpetzer.de/corona-faktencheck/bjoern-banane-geimpft/
[6] Projektbeschreibung unter https://nabis.de/aktuell/Projektbeschreibung-Streuobstwiese.pdf